Bist du gut ins neue Schuljahr gestartet?
KI ist omnipräsent, und sie sitzt mit im Klassenzimmer – mal als hilfreicher Assistent, mal als stiller Störenfried. Während die neuen Möglichkeiten begeistern, bringen sie auch eine Reihe von Herausforderungen mit sich. Doch um diese zu meistern, müssen wir sie zuerst beim Namen nennen.
Wir haben die 10 grössten KI-Badguys für Lehrpersonen identifiziert, denen du in diesem Schuljahr begegnen könntest – und zeigen dir, wie du sie unter Kontrolle hältst.
Deine Top 10 KI-Badguys
1. Der Schummel-Assistent: Die KI, die in Sekunden perfekte Hausaufgaben schreibt und die Beurteilung der Originalität von Schülerarbeiten zur Mammutaufgabe macht.
2. Die digitale Kluft: Der Umstand, dass nicht alle Schüler:innen den gleichen Zugang zu KI-Tools haben und so Ungleichheiten im Bildungssystem verschärft werden.
3. Der Denkfaul-Algorithmus: Das Risiko, dass sich Schüler:innen auf die schnelle KI-Antwort verlassen und dabei ihre Fähigkeiten zum kritischen Denken vernachlässigen.
4. Algorithmic Bias im Lehrplan: Unbewusste Voreingenommenheiten, die von KI-Modellen in den Lehrstoff eingeschleust und unbemerkt weitergegeben werden.
5. Der gläserne Schüler: Die Gefahr, dass KI-Lernplattformen sensible Schülerdaten sammeln und die Kontrolle über die Privatsphäre verloren geht.
6. Der Faktenfälscher: Die KI, die manipulierte Bilder oder Deepfakes sowie irreführende Diagramme und Statistiken erstellt und so das Vermitteln von Medien- und Datenkompetenz erschwert.
7. Das unfaire Assessment: Die Schwierigkeit, Lernfortschritte fair zu bewerten, wenn die Arbeit der Schüler:innen von KI-Tools beeinflusst oder erstellt wurde.
8. Die Zeitfresser-KI: Der zusätzliche Arbeitsaufwand für Lehrpersonen, um KI-generierte Inhalte zu überprüfen und zu verwalten, was die Zeit für die individuelle Betreuung reduziert.
9. KI-Halluzinationen im Klassenzimmer: Das Risiko, dass eine von der KI gelieferte, aber falsche Information ungeprüft in den Unterricht einfliesst und zu fehlerhaftem Wissen führt.
10. Der Roboter-Lehrer: Die Befürchtung, dass der zunehmende Einsatz von KI-Tools die menschliche Interaktion und die emotionale Verbindung zwischen Lehrperson und Schüler:innen reduziert.
Die gute Nachricht ist: Du bist nicht wehrlos. Diese Herausforderungen sind keine unkontrollierbaren Risiken, sondern handhabbare Situationen.
Indem du die KI-Badguys beim Namen nennst und bewusst mit diesen Strategien handelst, gestaltest du nicht nur das Schuljahr, sondern lehrst deine Schüler:innen, als kritische und kompetente Menschen in der neuen KI-Welt zu bestehen.
1. Lerne das KI-Vokabular. Behandle die KI-Begriffe wie eine neue, lebendige Sprache. Wer die Wörter World Model, AI-Drift oder Anthropomorphismus kennt, versteht die Mechanik und die Tücken der KI. Dieses Wissen gibt dir Sicherheit und die Autorität, deine Schüler:innen kompetent durch die neue digitale Welt zu führen.
2. Verwandle dich in einen KI-Mentor. Statt KI zu verteufeln, lehre deine Schüler:innen, sie als Werkzeug zu verstehen. Zeige ihnen, wie KI-Halluzinationen oder Algorithmic Bias entstehen und wie man sie erkennt. Mache sie zu kritischen Nutzern, die die Technologie verstehen und verantwortungsvoll einsetzen. So besiegst du den Denkfaul-Algorithmus und den Desinformations-Generator.
3. Gestalte das Assessment neu. Fordere nicht nur das Ergebnis, sondern den Prozess ein. Lass deine Schüler:innen ihre KI-Prompts dokumentieren, ihre Recherchewege erklären oder präsentiere Aufgaben, die kritisches Denken und persönliche Reflexion erfordern. So machst du den Schummel-Assistenten machtlos und ermöglichst ein faires Assessment.
4. Schaffe klare Spielregeln. Etabliere einen KI-Knigge für dein Klassenzimmer: Lege fest, wann und wofür KI erlaubt ist. Sprich offen über die digitale Kluft und finde Wege, allen Schüler:innen den Zugang zu ermöglichen. Kommuniziere die Wichtigkeit der Privatsphäre, um dem Badguy gläserne Schülerin keine Chance zu geben.
5. Stärke das Menschliche. Die KI kann dir repetitive Aufgaben abnehmen. Nutze die gewonnene Zeit für das, was die KI nicht kann: emotionale Unterstützung, individuelle Betreuung und die Vermittlung von Werten. Indem du die menschliche Verbindung stärkst, besiegst du den Badguy Roboter-Lehrer und sicherst deine unverzichtbare Rolle im Bildungsprozess.
Du musst diese Herausforderungen nicht alleine bewältigen. Fordere die Unterstützung aktiv ein und nähre ein unterstützendes Netzwerk.
1. Starte mit dem Kollegium. Richte im Lehrerzimmer ein physisches (!) KI-Piratenschatz-Board ein, an dem ihr schnell und unkompliziert Tipps, Strategien des Context Engineerings (nicht nur Prompts) und gelungene Unterrichtsbeispiele teilt. So entsteht eine lebendige, praxisnahe Wissensbasis, die jeder nutzen und erweitern kann, ohne dafür in langwierige Sitzungen zu müssen.
2. Fordere eine klare KI-Strategie von der Schulleitung ein. Anstatt reaktiv abzuwarten, fordere klare KI-Richtlinien und deren machbare Umsetzung von der Schulleitung ein. Präsentiere dazu das gesammelte Wissen des Kollegiums in einem KI-Starterpaket, das konkrete Vorschläge für eine Schul-interne Richtlinie enthält, die den Umgang mit den Badguys regelt und euch allen Sicherheit gibt.
3. Hol die Eltern ins Boot. Erstelle ein multilinguales KI-Tutorium – ein kurzes, leicht verständliches Video mit den wichtigsten Regeln für den KI-Einsatz zu Hause. Erstelle einen kleinen Flyer oder ein Plakat mit einem QR-Code/Link, was sich einfach an den Kühlschrank hängen lässt und immer abrufbereit ist. Füge in den Hausaufgaben gezielte Hinweise wie KI erlaubt, aber..., Notiere deine Prompts oder KI-Nutzung verboten für diese Aufgabe ein. Das macht deine Erwartungen sofort verständlich.
4. Öffne das Klassenzimmer zur lokalen Community. Lade lokale Expert:innen von Unternehmen oder aus Vereinen ein, um von ihrer Nutzung von KI zu berichten. Lass Schüler:innen KI nutzen, um ein lokales Problem zu lösen. So wird das Thema aus dem Klassenzimmer in die reale Welt geholt, was die Lernmotivation steigert und das Bewusstsein für die Chancen und Risiken der KI in der gesamten Gemeinschaft verankert.